Die europäische Kulturinsel Hussinetz/Strehlen - Gesiniec/Strzelin

In Bearbeitung

 

Um eine Kulturinsel zu definieren, bedarf es vor allem historischer Argumente. Genau diesen Anspruch erhebt das Virtuelle Hussinetz-Museum für sich. Überzeugender sind natürlich in der Regel aus der Historie abgeleitete Projekte, wenn möglich von praktischer Natur. In der allgemeinen Agonie des Vertreibungsgeschehens und der Neubesiedlung war natürlich auf keiner Seite der drei besonders betroffenen Nationalitäten daran zu denken. Daher muss man das erste westdeutsche Schlesiertreffen im Oktober 1950 in Köln, an dem ca. 150.000 Vertriebene teilnahmen, als einen entscheidenden Anfang werten. Insbesondere in Westdeutschland entwickelten sich daraus zahlreiche einschlägige Aktivitäten, so kam es zum Beispiel auch zur Bildung der Bundesheimatgruppen. Niemand sollte sich heute darüber aufregen, wenn anfangs Gedanken der Revision und des sogenannten Revanchismus dominierten. Der Verlust der Heimat ist schließlich von grundsätzlicher Natur.

 

Die zweite einschlägige Projektstufe bestand darin, dass viele Vertriebene im Rahmen der Erinnerungsliteratur aktiv wurden, worauf der Erinnerungstourismus einsetzte. Dieser begann in den 50er Jahren nicht nur von Westdeutschland aus, sondern auch aus der Tschechoslovakei und schließlich - als Gruppentourismus deutlich zögerlicher - aus der DDR.

Das war der eigentliche Beginn der punktuellen Versöhnung!

 

Eine dritte Phase stellt sich wie folgt dar: Es ist gewissermaßen die der offiziellen Aufarbeitung und allgemeinen Versöhnung. Inhaltlich reicht sie von der Gründung (bzw. einschlägigen Erweiterung) von Archiven, Instituten, musealen Einrichtungen/Heimatstuben, Stiftungen bis hin zur Planung des "Zentrums gegen Vertreibungen" in Deutschland. Zudem entstanden deutsch-polnische Einrichtungen insbesondere auch in Polen, weitgehend von Deutschland finanziert. In diese Kategorie gehört zum Beispiel das Willy-Brandt-Zentrum (WBZ) für deutsche und europäische Studien an der Universität Wroclaw/Breslau. Das Thema mit seinen zahllosen Facetten ist inzwischen auch längst Teil von verschiedenen Disziplinen der Kultur- und Sozialwissenschaften, so auch der sogenannten Europawissenschaften, und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen und Tschechien.

 

Zeitlich parallel dazu etablierten sich insbesondere in Deutschland Vereine und engagieren sich deutsche Privatpersonen, denen es - möglichst gemeinsam mit polnischen Gemeindeverwaltungen und/oder mit geschichtsinteressierten Polen vor Ort - darum geht, Projekte auf den Weg zu bringen bzw. Objekte zu retten - und wenn es "nur" ein deutscher Grabstein ist - die die deutsche Geschichte ihrer schlesischen Heimat (bzw. die ihrer vertriebenen und inzwischen verstorbenen Vorfahren) auch für zukünftige Generationen dinglich erlebbar machen sollen. Mancher polnische Mitstreiter erkennt darin auch schon den touristischen Marktwert solcher Maßnahmen für seinen Lebensraum. Diese vierte, in vieler Hinsicht sehr wichtige Phase ist längst nicht abgeschlossen, und sie findet mit Recht und im europäischen Kontext fast schon überall dort statt, wo es zu Vertreibungen kam.

Auch in der Stadt Strzelin/Strehlen und ihrem Landkreis gibt es seit langem diese Aktivitäten. Als Beispiel sei die Restaurierung des Kriegerdenkmals in Gesiniec/Hussinetz genannt, welches in Zusammenarbeit der Stadtverwaltung Strzelin und der Bundesheimatgruppe (BHG) Stadt und Landkreis Strehlen e.V., Herne, am 1. Mai 2005 wieder eingeweiht werden konnte.

 

Die von Dr. Hans-Dieter Langer, siehe http://www.drhdl.de/ unter der Rubrik Über den Autor, in Zusammenarbeit mit der BHG sowie verschiedenen Stadtverwaltungen und Universitätsinstituten organisierte Reihe der Internationalen Kulturtagungen Hussinetz/Strehlen-Gesiniec/Strzelin-Husinec/Strelin ist seit dem Jahr 2008 ein spezielles Projekt mit folgenden Zielstellungen:

* Fortführung und Zusammenführung der Forschungen zum Phänomen Hussinetz/Strehlen-Gesiniec/Strzelin-Husinec/Strelin,

* Begegnung und Austausch insbesondere der Betroffenen in den drei Ländern Deutschland, Polen und Tschechien,

 

* gemeinsame Entwicklung von Einzelprojekten,

* Schritte in Richtung Europäische Kulturinsel.

 

Bemerkenswert sind verschiedene internationale Bemühungen, das Phänomen des schlesischen Hussinetz filmisch zu verarbeiten.

 

Dazu gehören das tschechische Video "Babylon - Přes Husinec cesta pěkná" (Babylon - Über Hussinetz ist der Weg schön) von Renáta Bilanová, David Karas und Jaroslav Večeřa, produziert vom Televizní Studio Ostrava, Centrum publicistiky a dokumentu, der am 7. Dezember 2012 auf Youtube veröffentlicht worden ist:

https://www.youtube.com/watch?v=E7FaprGQsWE

 

und das polnische Video "Polskie serce, czeska dusza" (Polnisches Herz, tschechische Seele). Es ist eine Reportage aus dem Jahr 2008 von Telewicja polska S.A, der am 5. Dezember 2012 auf Youtube veröffentlicht wurde:

https://www.youtube.com/watch?v=xYUfXiHybRk

 

Sehr zu empfehlen ist auch das deutsche Video "In der Heimat der Großeltern" auf DVD (erhältlich über http://www.bhg-strehlen.de/ unter der Rubrik Angebot für treue Heimatfreunde) Darin berichtet Dr. Heinz-Werner Fleger über Reisen nach Strehlen und einige Dörfer sowie regionale Ausflugsziele, untermalt mit schöner Orgelmusik u.a. von Max Drischner, dem bekannten schlesischen Komponisten und Organisten aus dem Landkreis Strehlen, siehe http://www.max-drischner.de/.

 

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Bei der Umbenennung von Friedrichstein in Gesiniec wurde wohl von den polnischen Neusiedlern übersehen, dass das Dorf im Jahr 1749 von seinen Gründern, den böhmischen Emigranten, in Erinnerung an den böhmischen Reformator Jan Hus die Bezeichnung Hussinetz bekommen hat, den es 200 Jahre inne hatte. Daran anknüpfend gibt es eine Projektidee, wonach man als sehr wichtigem Beitrag zum Projekt "Europäische Kulturinsel Hussinetz/Strehlen" den ehrenvollen Namen Hussinetz zumindest wieder in die Siedlungsmitte zurückholen könnte. Da zudem in diesem Bereich Natur- und Kulturdenkmale einen erstaunlichen Erhaltungs- und Nutzungsbestand aufweisen, schlägt das Projekt "Kulturpark Hussinetz" die Unterschutzstellung als Flächendenkmal vor:

 

/data/_uploaded/file/Projekt%20Kulturpark%20Hussinetz.pdf