Der Gottesdienst

In Arbeit

Jan Hus legte einst Wert darauf, dass die Liturgie in der Kirche und seine Predigten - insbesondere in der Bethlehem-Kirche zu Prag - für die Gläubigen verständlich, also in böhmischer Sprache stattfanden. Dies wurde zu einem der wichtigsten Merkmale hussitischer Kirchenpraxis. Jahrhunderte nach Jan Hus war dies für die Böhmischen Brüder ein Selbstverständnis geworden. Allerdings stand dies im Widerspruch zur Katholischen Kirche bis weit in das 18. Jahrhundert hinein und war einer der Hintergründe für die Unterdrückung der hussitisch Gläubigen in Böhmen und für deren Emigrationsbestrebungen. Verständlicherweise bestanden die Hussinetz-Gründer daher besonders darauf und konnten dies auch gegenüber Friedrich dem Großen durchsetzen. Die preußischen Verwaltungen konnten zwar erreichen, dass die böhmischen Exulanten Mitglieder der evangelisch-reformierten Kirche Schlesiens wurden, doch blieb es sehr lange Zeit bei der böhmisch-sprachigen Liturgie in Hussinetz. Nichts kann dies überzeugender zum Ausdruck bringen als die später gedruckte Predigt des Pfarrers Gustav Chlumsky anläßlich des 150. Jubiläums der evangelisch-reformierten Kirchenparochie Hussinetz, denn die Sprache war immer noch tschechisch, und sie wurde auch noch 1899 in der Hussinetzer Schule gelehrt:

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Hier die deutsche Übersetzung von Heinz Krtschil:

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Für die Hussinetzer - und ihre Nachkommen bis teilweise in die 7. Generation (!) - gab es zudem einen linguistisch interessanten Nebeneffekt: Die zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus Böhmen mitgebrachte (altböhmische) Sprache bekam wegen des kulturellen Inselstatus kaum noch tschechische Weiterentwicklungs-Impulse. Und so ist die Chlumsky-Predigt im Jahr 1899 noch nahezu vollständig in jenem Altböhmisch gehalten und niedergeschrieben worden.